Um es vorweg zu nehmen: Schon von Natur aus ist Laubach wegen seiner kalkarmen Böden kein ausgesprochenes Orchideenland. Diese anspruchsvolle Pflanzenfamilie liebt in den meisten Fällen Kalk, magere Böden, verträgt nur wenig Konkurrenz durch andere Pflanzen und geht eine Symbiose (Lebensgemeinschaft) mit speziellen Pilzen ein.
Unsere meist basischen Basaltböden beherbergen trotzdem einige Orchideenarten.
Deren extreme Seltenheit hat mehrere Gründe: Moderne Methoden in der Landwirtschaft sind sehr „orchideenfeindlich“.
Überdüngung, frühe Mahd, Entwässerung oder Übernutzung machen unseren Orchideen den Garaus.
Im Wald ist die Situation insgesamt etwas besser, doch auch hier kann beispielsweise der Einsatz von holzverarbeitenden Maschinen lokale Bestände dezimieren oder vernichten.
Alle Arten stehen unter strengem Schutz! Ausgraben oder Pflücken verbieten sich von selbst!
Gerade einmal acht Arten sind für Laubach nachgewiesen. Hier sind sie im Kurzportrait.
Schwertblättriges Waldvögelein (Cephalanthera longifolia)
Diese hübsche Waldorchidee ist die häufigste Art der Laubacher Wälder. An lichten Stellen, besonders in Altbuchenbeständen, ist die Art im Mai zu sehen. Wie bei den meisten heimischen Orchideenarten ist ihre Anzahl von Jahr zu Jahr unterschiedlich; in guten Jahren kann man von ca. 1000 Pflanzen ausgehen, in schlechten sind es wenige Dutzend.
Im Vergleich mit anderen Pflanzenarten (Löwenzahn geschätzte 1 Million Exemplare in Laubach) ist dies in jedem Fall schwindend gering).
Nestwurz (Neottia nidus.avis)
Die unscheinbarste unserer Orchideen kann kein Chlorophyll bilden und ist daher einfarbig hell- bis dunkelbraun. Sie wird oft übersehen, zumal sie in schattigen Wäldern wächst.
In Laubach sind nur wenige Standorte mit wenigen Exemplaren bekannt.
Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)
Noch vor 120 Jahren bedeckten zehntausende dieser Wiesenorchideen das Grünland Laubachs. Doch die oben beschriebenen Faktoren haben diese Art fast ausgerottet. Nur noch an wenigen Stellen unserer Gemarkung ist die Art anzutreffen. Sie ist empfindlich gegen Düngung, Entwässerung und frühe Mahd.
Lediglich zwei Wiesenkomplexe im Osten und Süden Laubachs beherbergt in guten Jahren noch größere Bestände dieser einst so häufigen Pflanze. Natürlich gilt hier besonders das Pflückverbot!
Geflecktes Knabenkraut (Orchis maculata)
Der vorherigen Art sehr ähnlich, verträgt das Gefleckte Knabenkraut mehr Trockenheit und wächst auch in halbschattigen Biotopen. Trotzdem sind die Bestände auf wenige Exemplare zusammengeschrumpft. Nur noch wenige extensiv genutzte Grünflächen sind geblieben, ein Aussterben in Laubach ist zu befürchten!
Männliches Knabenkraut ( Orchis mascula)
Die frühste Art im Jahr blüht an ähnlichen Standorten wie die vorherige Art, ist dort noch etwas häufiger, aber in kleineren Beständen wachsend. Sie ist in Größe und Blütenfarbe außerordentlich variabel.
Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine)
Diese Waldorchidee entspricht bei genauerem Hinsehen am ehesten der verbreiteten Vorstellung von einer Orchideenblüte, da sie ihren tropischen Verwandten ähnelt, aber im Vergleich zu diesen winzig klein ist. So wird auch diese Art häufig übersehen.
Sie wächst vereinzelt in Laubachs Wäldern.
Violette Stendelwurz (Epipactis purpurata)
Ebenso selten wie die vorherige Art, an gleichen Standorten wie diese.
Weiße Waldhyazinthe (Platanthera bifolia)
Die Art wurde an einer Stelle noch bis 2007 gefunden und gilt heute als ausgestorben in der Laubacher Gemarkung. Trotz eingeleiteter Schutzmaßnahmen durch den NABU war auch in diesem Fall Düngung das Todesurteil des kleinen Restbestandes.
Eric Fischer